Interview mit Frank Kieseheuer
zum Musikalischen Herbstwind am 22.10.2005

Um im Vorfeld des diesjährigen 'Musikalischen Herbstwindes' die Gedanken des scheidenden Dirigenten Frank Kieseheuer aufzunehmen, trafen sich der Orchesterleiter des Musikvereins Eintracht Olsberg und das Webteam der Schützenbruderschaft Bigge zu einem kurzen Gespräch.
   
1) Webteam:
War es damals schon länger von dir geplant, Dirigent bei der Eintracht zu werden, oder kam die Entscheidung für dich überraschend?

Zur Vergrößerung bitte anklicken ...
Frank Kieseheuer:
Mein Vorgänger bot es mir schon seit längerer Zeit an, aber ich wollte die Verantwortung zuerst nicht auf mich nehmen. Im Laufe der Zeit hatte ich jedoch immer mehr Ideen, die ich am besten als Dirigent durchsetzen konnte. Irgendwann nahm ich das Angebot dann an.
   
2) Webteam:
Als junger Dirigent (wie alt warst du?) ist es bestimmt nicht leicht, sich bei der Eintracht durchzusetzen, in wie weit hast du Unterstützung bekommen?
Frank Kieseheuer:
Damals war ich 23. Ich kann mich wirklich nicht über Unterstützung beschweren. Auch die “älteren Hasen” standen mir mit Rat und Tat zur Seite und unterstützten mich, wo sie konnten. Was einem 23jährigen Dirigenten fehlt, ist natürlich Erfahrung. Gerade in außermusikalischen Angelegenheiten, wie z.B. dem Umgehen mit den Eigenarten der verschiedenen Schützenvereine, standen mir Kollegen wie Christoph Spitzer oder “Onkel Sieg” stets zur Seite.
   
3) Webteam:
Wie viele Stunden hast du so im Schnitt pro Monat aufbringen müssen, um die Eintracht dahin zu bringen, wo sie Heute steht?

Zur Vergrößerung bitte anklicken ...
Frank Kieseheuer:
Das kann ich wirklich nicht sagen - jede Jahreszeit hat ihre besonderen Höhepunkte (Konzerte, Schützenfeste, etc.) die sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Ich bin als Dirigent ständig mit dem Orchester beschäftigt; die besten Ideen kommen meist beim Joggen oder unter der Dusche. In heißen Phasen habe ich manche Woche Urlaub geopfert, um zum Beispiel neue Hits für die Schützenfeste zu arrangieren oder ein Konzert vorzubereiten.
   
4) Webteam:
Es gibt überall Höhen und Tiefen, was war für dich das Schönste in all den Jahren, und was würdest du lieber vergessen?
Frank Kieseheuer:
Schöne Momente gibt es viele: Besonders gerne denke ich an unser Jubiläumskonzert, das Kreiswertungsspiel und so manches Schützenfest zurück. Aber auch das Vereinsleben außerhalb der Musik macht die Zeit unvergesslich: Die Musikkollegen bereiteten meiner Frau Silvia und mir ein einmaliges Hochzeitsfest - eine solche Ehre wird nicht vielen zuteil...Tiefen gibt es keine - höchstens Situationen, in denen ich aus gesundheitlichen oder anderen Gründen schlecht drauf war. Da gibt es zum Beispiel das bei uns als das “komische Fest” bekannte Bigger Schützenfest 2002 - da ging fast alles schief... So was nimmt einen ganz schön mit!
   
5) Webteam:
Ist es vom großen Vorteil, wenn zwei Geschwister als Dirigenten in einem Verein tätig sind, oder geht da jeder seinen Weg?
Frank Kieseheuer:
Ich glaube, man hört und sieht, dass Marc, und ich seit Jahren ein gutes Team sind. Ohne Marc aber auch ohne unseren Vorsitzenden Bummi hätte ich viele Ideen nie durchsetzen können!
   
6) Webteam:
Wohin entwickelt sich aus deiner Sicht als Musikfachmann unser Bigger Schützenfest?
Frank Kieseheuer:
Gute Frage - Für mich als Musiker gibt es nicht “das Bigger Schützenfest”; Wir werden mir den unterschiedlichsten Interessen konfrontiert und versuchen, allen so gut es geht gerecht zu werden. So gibt es bspw. einige, die sich das Frühschoppenkonzert volkstümlicher wünschen, andere hätten am liebsten, wenn wir Rockmusik incl. unserem Gastsänger Marco gleich in Olsberg lassen würden. Trotzdem gibt mir das Feedback der vielen Bigger insgesamt Gewissheit, dass wir mit unserem Konzept richtig liegen und dazu beitragen, dass das Bigger Fest, entgegen dem aktuellen Trend, gut besucht wird und weit über Bigge hinaus bekannt ist. Was mich als “Musikfachmann” stört, ist zum Beispiel, dass wir montags nach dem Vogelschießen dazu verdammt sind, Polkas, Walzer und Märsche zu “kloppen”. Wir haben viele tolle Evergreens, Schlager und Jazzstandards, die leider niemand hören will. Wenn ich trotzdem mal den “St. Louis Blues” anstimme, steht 2 Minuten später eine Horde älterer Menschen vor der Bühne und beschwert sich bitterlich. Aber was soll man machen... Evtl. Müsste die Zeit nach dem Vogelschießen insgesamt neu durchdacht werden.
   
7) Webteam:
Hast du eine Idee, was man bei Ständchen am Königstisch noch umsetzten kann (z. B. ‚Heute fährt die 18 bis nach Istanbul …’)?

Zur Vergrößerung bitte anklicken ...
Frank Kieseheuer:
Solche Ideen kommen immer spontan - es kommt u. a. auf König, Hofstaat, aktuelle Ereignisse oder Sommerhits an. Man sollte allerdings aufpassen, dass die Abende nicht zu einer Karnevalssitzung konvertieren ('Heute fährt die 18 bis nach Istanbul' war allerdings wirklich spitze!).
   
8) Webteam:
Wann rechnest du damit, dass ein Eintrachtmusiker mal Bigger Schützenkönig wird?
Frank Kieseheuer:
Einer redet schon seit Jahren davon - ich hoffe er tuts nicht! (Wer sollte denn dann spielen?)
   
9) Webteam:
Hättest du eine Idee, wie man mehr junge Leute zum Hochamt bzw. zum Frühschoppen bewegen kann?
Frank Kieseheuer:
Gerade der neue Präses hat eine bewundernswerte Art, ernste Anliegen so an den Mann zu bringen, dass man gerne zuhört. Auch das Frühschoppenkonzert würde ich nicht anders machen, da man weder auf die traditionellen Märsche für die älteren, noch auf moderne Stücke wie Deep Purple für die jüngeren verzichten kann. Das Problem liegt einfach daran, dass die jungen Leute sonntags nicht rechtzeitig aus dem Bett kommen. Trotzdem ist die Situation in Bigge beneidenswert: Schaut Euch mal andere Schützenmessen bzw. Frühschoppenkonzerte an!
   
10) Webteam:
Wie war dein Eindruck von der diesjährigen Sambagruppe?
Frank Kieseheuer:
Was soll ich dazu sagen: Genial! Eine Eigeninitiative unserer Musiker ohne dass ich “von oben” etwas dazu beitragen musste. Besser gehts nicht!
   
11) Webteam:
Welchen entscheidenden Schützenfesttipp kannst du an deinen Nachfolger weiterleiten?

Zur Vergrößerung bitte anklicken ...
Frank Kieseheuer:
Mein Nachfolger kennt sich, was Schützenfeste und -vereine angeht, hervorragend aus - ich vertraue ihm sehr und werde mich hüten, seine Ideen und Vorstellungen durch meine “Tipps” einzuschränken. Natürlich stehe ich ihm jeder Zeit zur Seite, wenn er mich darum bittet!
   
12) Webteam:
Spielst du nächstes Jahr als Musiker auf dem Bigger Schützenfest?
Frank Kieseheuer:
Mein Ausstieg als Dirigent bedeutet auf keinen Fall, dass ich mich aus dem Vereinsleben der “Eintracht” zurückziehen werde. Allerdings kann ich meine berufliche Situation im Sommer 2006 noch nicht abschätzen - wenn ich kann spiele ich das Fest natürlich mit!
   
Webteam:
Herzlichen Dank, Frank für die Beantwortung unserer Fragen und die super Zusammenarbeit mit Dir als Eintracht Dirigent. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Gute für die Zukunft, ein tolles Herbstkonzert und Deinem Nachfolger ein glückliches Händchen für die Zusammenarbeit mit den Bigger Schützenbrüdern.
   
oben